Ein ausführliches Interview von Februar 2018 zu meinem Reiseleben und digitalem Nomadentum mit Kleinkind.

Schweizer Reisemagazin ‘Globetrotter’

Das vollständige Interview zum Thema “digitales Nomadentum mit Kleinkind” erschien in etwas abgeänderter Form durch die Redaktion im Juli 2018 im Schweizer Print-Reisemagazin “Globetrotter”: Globetrotter_interview_nina_buschmann_Juli_2018

Warum reist ihr so viel?

Ein Leben ohne Reisen, Schreiben, Fotografieren und kulturellen Austausch kann ich mir nicht vorstellen. Auch meine Eltern sind gern gereist und hatten mich überall dabei. Mit sechs Jahren bin ich mit ihnen nach Florida gezogen und dort zweisprachig in beiden Kulturkreisen aufgewachsen. Inzwischen habe ich über 100 Länder bereist, in elf davon längere Zeit gelebt und hauptsächlich als Fremdsprachenlehrerin gearbeitet (Deutschland, USA, Spanien, Irland, Australien, Nicaragua, Bolivien, Guatemala, Trinidad & Tobago, Japan, Oman).

Seit der Geburt meines Sohnes Nicolai 2013 bin ich zurück in München. Die Prophezeiung vieler Freunde, dass nun mit Kind „das Reisen erstmal vorbei“ sein werde, hat sich zum Glück nicht bewahrheitet. Im Gegenteil. Nicolai hat mich in 55 Länder begleitet. Mit ihm öffnen sich mir unterwegs viele neue Türen. Sicherlich, einige Tempel oder Sehenswürdigkeiten weniger, dafür sehr viel persönlicher Kontakt zu den Einheimischen. Alle bisherigen Erlebnisse machen uns Lust auf mehr.

Desert Road Namibia

Was fasziniert dich so am Reisen?

Die Abwechslung! Der äußere Rahmen aller Reisen ist gleich und der Ablauf verinnerlicht: Planen, Vorbereiten, Packen. Auch das Gefühl in einem neuen Land anzukommen, sich zurecht zu finden, ist mir vertraut. Selbst einige Länder/Landschaften ähneln sich, aber dennoch ist jede Reise neu und unberechenbar. Welche Erfahrungen, Begegnungen, Erlebnisse warten auf mich? Welche Fotos werden nach ein paar Wochen meine Speicherkarten füllen? Was berührt und fasziniert mich, was kann ich für mich mitnehmen und in mein Leben zu Hause integrieren?

Ich kann mit (Alltags-)Routine leben, aber sie langweilt mich schnell. Sie gibt mir weniger Halt als Frust: Früh aufstehen, in den Kindergarten gehen, nach Hause, Computer an, unterrichten/arbeiten, Nachmittagsprogramm, … – ist alles OK. Aber, ich brauche immer eine Reise und ein Abenteuer in greifbarer Nähe.

Reisen hilft mir beim Nachdenken über für mich wichtige Fragen: Wo stehe ich gerade in meinem Leben? Was läuft gut, was weniger und was kann ich ändern? Wie möchte ich leben und welche Art von Leben stelle ich mir für mein Kind vor? Wie gehen andere Menschen auf dieser Welt mit verschiedenen großen (Tod, Krankheit, Verlust) und kleinen Themen um? Was davon kann ich für uns „mitnehmen“? Ebenso das Erleben und Spüren von Dankbarkeit. Dankbarkeit für meine Lebenssituation, in die ich hineingeboren wurde. Dankbar für eine unglaublich tolle Familie, die mich immer unterstützt. Dankbar für einmalige Freunde in der ganzen Welt, die einfach da sind und ein Teil nicht nur meines, sondern inzwischen unseres Lebens sind.

Wie geht das mit dem Kind?

Das Kind ging mit 3 Monaten auf seinen ersten Roadtrip nach Tschechien und war seitdem auf jedem Kontinent außer Australien mit fast jedem erdenklichen Verkehrsmittel unterwegs (Flugzeug, Hubschrauber, Fähre, Segelboot, eigener Bus, öffentlicher Bus, Motorrad, Tuktuk, Kutsche, Fahrrad…)

Als er noch kleiner war, hatte ich eine Bauchtrage und einen kleinen Kinderwagen dabei, heute nehmen wir ein Laufrad mit. Es ist so kompakt, dass es sogar in meinen Koffer passt und so leicht, dass ich es zur Not auch tragen kann (Treppen, bergauf). Nicolai beherrscht das Gefährt perfekt. Ich kann mich darauf verlassen, dass er nicht einfach auf die Straße fährt, sondern wartet. Er hat seine Freiheit zum Entdecken, und ich kein müdes, nörgeliges Kind an der Hand. Dieses kleine Rad hat sich in New York ebenso bewährt, wie auf Dschungelpfaden, am Strand oder auf Schotterpisten in Afrika. Ganz nebenbei erregt es immer Aufsehen und ist der ideale “Icebreaker”.

Myanmar Motorrad
Kinderfahrrad auf rotem Feldweg, Reisen mit Kindern, Puky Laufrad

Kinder sind doch oft krank. Wie ist das auf euren Reisen?

Meine größte Sorge war tatsächlich, dass Nicolai unterwegs schwer krank werden könnte. Aber wir hatten bisher großes Glück. In 5 Jahren hat er sich erst drei Mal erbrochen. Einzig in Myanmar hatte er ein Mal länger Durchfall. Auch ich bin gesund, obwohl ich unterwegs fast alles esse, auch an Ständen am Straßenrand.

Es heißt doch oft, dass Kinder Freunde und andere feste Bezugspersonen brauchen. Wie lässt sich das mit euren langen Reisen vereinbaren?

Wenn wir in München sind, geht Nicolai in den Kindergarten. Dort ist es nach kurzer Zeit so, als wäre er nie weg gewesen. Mein größter Stress war vor jeder Reise: „Wie sage ich es dem Kindergarten, dass wir schon wieder wegfahren?“ Auch hier haben wir großes Glück. Wir haben einen Platz im katholischen Kindergarten um die Ecke bekommen und die unterstützen unsere Reisen. Sie sehen, dass sich Nicolai nach jeder Rückkehr sofort wieder gut integriert. Dort hat er auch zwei enge Freunde. Ansonsten ist er es gewohnt, unter Erwachsenen zu sein. Er hört gerne Kassetten oder spielt auch mal eine Stunde lang ohne Probleme mit einem kleinen Auto. Langweilig ist ihm fast nie. Wenn wir unterwegs sind, freut er sich auch wieder auf Zuhause, seine Freunde, seinen Opa und seine Sachen.

Seid ihr beiden immer alleine unterwegs?

Wir reisen zu zweit, mit meinem inzwischen 80-jährigen Vater, mit seinem mexikanischen Paten oder mit guten Freunden. Wir wohnen bei Bekannten auf der ganzen Welt, bei Gastgebern von Couchsurfing, in Hostels oder Hotels, im Zelt oder in unserem Camping-Bus. Ein enger homosexueller Freund aus Mexiko, der ebenfalls in München lebt und arbeitet, begleitet uns oft. José und ich lernten uns vor vielen Jahren in den arabischen Emiraten kennen. Wir sind als „verheiratetes Ehepaar“ zusammen durch den Oman und den Iran gefahren und haben uns immer gut verstanden. Nach unseren Reisen ging er nach Neuseeland, ich für dreieinhalb Jahre in den Oman. Dort habe ich Nicolais Vater kennen gelernt, zu dem wir aber keinen Kontakt haben. Da man im Oman nach wie vor kein uneheliches Kind auf die Welt bringen darf, bin ich zurück zu meiner Familie gegangen. José war zufälligerweise schon 6 Monate vorher hierher gezogen. Seit der Geburt Nicolais ist er an unserer Seite. Ich kann mir keinen besseren Partner vorstellen: José liebt das Reisen so sehr wie ich. Wir unternehmen viel. Nicolai hat einen männlichen Ansprechpartner an seiner Seite und jemanden, der mit ihm unermüdlich Lego spielt und die tollsten Zugstrecken aufbaut. Dennoch hat jeder sein Leben.

Kinder brauchen doch Routine und Sicherheit, oder?

Für ein Kind sind Alltag und Strukturen wichtig, um sich zu orientieren und im Alltag zurechtzufinden. Die gibt es auch auf unseren Reisen – nur eben nicht ganz in der gewohnten Form: Wir schlafen in einem Zimmer oder Bett, wachen und stehen gemeinsam auf, gestalten den Tag. Diese Routine ist immer gleich, nur die Umgebung und das Tagesprogramm variieren. „Zusammensein“ und „Gemeinsam“ sind das Rückgrat jeder Reise. Und das steht solange mein Kind das braucht und wünscht. Darauf kann sich mein Sohn 100% verlassen.

Bucht von Kotor

Wie geht ‘Digitales Nomadentum mit Kleinkind’?

Ich bin seit 20 Jahren Fremdsprachenlehrerin für Deutsch und Englisch. Inzwischen habe mich fast ausschließlich aufs Unterrichten online via Skype und Kamera spezialisiert. Meine Kunden finden mich über meine Webseite oder über Empfehlungen. In Ländern, in denen ich nur unzuverlässiges Internet habe oder einen zu großen Zeitunterschied, mache ich Urlaub. Wenn wir längere Zeit unterwegs sind, nutze ich entweder einen Europatarif und meinen eigenen kleinen Router, WLAN oder prepaid SIM Karten mit Datenguthaben. Gelegentlich schreibe ich auch Artikel oder Bücher, vermarkte Fotos oder lese Korrektur. Unsere letzte Reise mit dem Bus durchs Baltikum und nach Südost-Europa hat mich etwa 1000 Euro gekostet. Ungefähr genau so viel habe ich in der Zeit mit Online-Sprachunterricht verdient.

Dank Internet können mich meine Kunden überall mit hinnehmen (Geschäftsreise, Urlaub, aufs Sofa, ins Büro, …) und umgekehrt. Solange mein Sohn noch nicht schulpflichtig ist, kann ich meine Leidenschaften Kind, Reise, Arbeiten und Abenteuer perfekt miteinander verbinden.

Arbeitsplatz digitale Nomadin, online Kurse via Skype

Kannst du als digitale Nomadin ausreichend Geld für euer Leben verdienen?

Ja. Wir brauchen nicht viel. Ich kaufe das Meiste gebraucht oder auf Flohmärkten. Viele Sachen bekommen wir von Leuten geschenkt, die ausmisten. Wir haben in Deutschland das Glück, dass wir vom Staat Kindergeld bekommen und dann noch 150 Euro Unterhaltszuschuss, weil Nicolais Vater keine Alimente bezahlt. Auf den Reisen erlebt Nico, mit wie wenig Menschen auskommen können – und müssen. Er sieht, dass die Leute deswegen nicht unbedingt unglücklich sind. Nur die teure Münchener Wohnung könnte ich mir alleine nicht leisten, dabei unterstützt uns mein Vater. Dafür hat er uns in seiner Nähe und freut sich sehr, dass er am Leben seines einzigen Enkels so aktiv teilnehmen kann. Wenn er nicht wäre, würden wir nicht in einer so teuren Stadt wohnen.

Wie erlebst du die Reisen als Mutter?

Natürlich habe ich als Mutter die Verantwortung. Zum Glück sind mir größere Katastrophen bisher erspart geblieben. Ich musste noch keine Entscheidung bereuen. Was die Sicherheit angeht, habe ich das Gefühl “allein mit Kind” eher unter dem Schutz der Leute zu stehen, als ein leichtes Opfer für Verbrechen zu sein. Ich habe mich mit meinem Sohn noch nie bedroht gefühlt. Der Schriftsteller Paolo Coelho hat etwas sehr Schönes gesagt: „Wenn Du denkst, Abenteuer seien gefährlich, versuche es mal mit Routine. Die ist tödlich.“

In den meisten Ländern sind die Menschen sehr kinderfreundlich und neugierig. Sehr oft wird mir ein Platz im Bus oder Zug angeboten, uns Obst oder Getränke geschenkt, Verkäufer auf der Straße rücken zusammen, um ihren Schatten mit uns zu teilen. Mein weinendes Baby wird wie selbstverständlich getröstet.

Etwas mehr Geduld musste ich gelegentlich aufbringen, wenn die Neugier der Menschen zu sehr in unseren persönlichen Bereich eingedrungen ist. Auf unserer Rucksackreise durch Myanmar wollten alle das Baby anfassen, was er nicht mochte, ihm den Schnuller aus dem Mund zogen, weil sie so etwas noch nie gesehen hatten, oder ihn nicht in Ruhe schlafen ließen, weil sie wissen wollten, welche Farbe seine Augen haben.

Wie erlebt dein Sohn die Reisen?

Nicolai ist gern unterwegs und passt sich schnell jeder neuen Umgebung an. Er hat bereits die Liebe zur Fotografie entdeckt und macht mit einer alten Kamera von mir von Mal zu Mal bessere Bilder, die wir später gemeinsam am Bildschirm analysieren. Er wächst genau wie ich zweisprachig auf (gemeinsam sprechen wir nur Englisch). Dass Reisen mein “Element” ist, spürt er und entwickelt daher keine Angst vor dem Ungewohnten. Er hat schon als Baby verstanden, dass gepackte Taschen im Gang ein neues Abenteuer bedeuten. Wenn wir länger nicht unterwegs waren oder uns gemeinsam Fotobücher vergangener Reisen ansehen, kommt immer die Frage, wann es denn wieder losgeht.

In unserer Münchner Wohnung nehmen wir regelmäßig Couchsurfer auf. Das sind Reisende, die auf der Plattform couchsurfing.com ein Profil haben und eine kostenlose Übernachtung/Sofa suchen. Diese Gäste sind eine große Bereicherung für uns. Sie bringen alle etwas mit – nicht unbedingt in Form von Geschenken, sondern Zeit zum Spielen, Erzählen, Kochen, Musik machen, malen,….

Sri Lanka_gemeinsames Fotografieren

Habt ihr beide Erinnerungen an ganz besondere Erlebnisse, die euch geprägt haben?

Als Nicolai 13 Monate alt war, hat mir ein Kellner in Myanmar wie selbstverständlich mein müdes Kind abgenommen, damit ich in Ruhe essen konnte. Er wiegte ihn auf dem Arm in den Schlaf. Nachdem ich gezahlt habe, trägt er mir das Kind bis zu unserem Bett im Hotel und geht danach zurück an seine Arbeit.

Auf der Straße in einer Kleinstadt treffen wir auf ein paar in rosa gekleidete Kindernonnen mit kurzgeschorenen Haaren. Sie sind begeistert von Nicolai und laden uns ein, sie in ihrem Kloster zu besuchen. Ich nicke und die jungen Mädchen wechseln sich stolz und kichernd beim Kinderwagenschieben ab. Wir verbringen den ganzen Nachmittag dort und dürfen einen immer tieferen Einblick in ihr Leben bekommen. Nicolai kugelt durch die Betten im Schlafsaal der Nonnenkinder, sie singen, tanzen und klatschen mit ihm und sind sichtlich froh um die willkommene Abwechslung in ihrem sonst relativ monotonen Alltag. Wir dürfen sie zu den Waschbecken hinter dem Haus begleiten, wo die Mädchen sich gegenseitig die Köpfe nass rasieren. Andere Touristen unterhalten sich im Vorhof der Anlage mit den älteren Nonnen bei einer Tasse Tee. Dank meines Kindes, das ständig an der Hand oder im Arm eines der Nonnenkinder ist, gehören wir – zumindest für einen Tag – zur Gemeinschaft.

Myanmar_Kindernonnen

Ist dir das Alleinereisen mit Kleinkind schon mal zu anstrengend geworden?

Klar, es ist anstrengend, so viel unterwegs zu sein, zu planen, zu packen, Reisen vor- und nach zu bereiten, tausende Fotos zu bearbeiten und in Fotobüchern zusammenzustellen, sich um meine Webseite, Internet, Kundenbetreuung von unterwegs zu kümmern, ein Kind jeden Tag rund um die Uhr um sich zu haben, alle Entscheidungen allein treffen zu müssen und für alles die Verantwortung zu tragen. Wenn Du bei brütender Hitze müde, hungrig, zerstochen und verschwitzt in einem völlig überfüllten Zug durch Sri Lanka zuckelst, fragst du dich schon mal, warum du dir das antust.

Ja, warum?

Solche Momente gehen vorbei. Reisen erfüllt, inspiriert und motiviert mich. Umso schöner ist es, dass ich ein geerdetes, interessiertes, reisefreudiges und absolut anpassungsfähiges Kind habe, das alle Abenteuer gern mitmacht. Solange ich bei ihm bin, ist es Nicolai egal, wo wir schlafen, ob das Essen wie Zuhause schmeckt oder die Leute anders aussehen oder sprechen. Ich möchte so viel Zeit wie möglich mit meinem Kind verbringen, bei Sachen, die uns beiden Spaß machen. Es erfüllt mich mit Freude dabei zuzusehen, wie mein Kind offen und wissbegierig durch die Welt geht. Dabei stehe ich ihm gerne zur Seite. Er sieht und erlebt andere Religionen, (“der Gott aus dem Lautsprecher” (Muezzin), “der Gott aus dem Kindergarten” (katholisch), “der sitzende Gott” (Buddha).  Er sieht, dass Spielzeug und ein eigenes Zimmer längst nicht überall selbstverständlich sind, und viele Menschen ganz anders leben als wir und auch einen anderen Bezug zu ihrer Umwelt (z.B. Müll), den Tieren, etc. haben. Er wächst mit Respekt und Einfühlungsvermögen auf und nimmt den anderen wertfrei als das wahr, was er ist.

Wie war eure letzte große Reise?

Vergangenen Sommer waren wir gemeinsam 11,000 km mit unserem Camping-Bus unterwegs: durchs Baltikum bis Helsinki und dann nach Serbien, Montenegro, den Kosovo, Bosnien und Albanien. Jeden Tag mussten wir uns überlegen, wo wir hinfahren und einen sicheren Schlafplatz mit unserem Bus finden. Dabei brauchten wir Handy-Empfang, weil ich fast täglich ein paar Stunden online unterrichten musste. Natürlich ist auf einer solchen Reise nicht alles planbar: Der Bus musste in Montenegro repariert werden, wir haben uns in der Dunkelheit in den Bergen Bosniens verfahren und kamen nicht mehr raus, bis uns ein Bauer auf seinem Grundstück parken ließ, da die steile Schotterstraße, auf der wir uns befanden, kaum Platz für ein Auto ließ, geschweige denn, dass jemand an uns hätte vorbeifahren können, wenn ich den Bus einfach so abgestellt hätte. So stressig die Situation in dem Moment war, so lernt Nicolai, dass auch Erwachsene nicht alles vorher wissen, und vieles nicht planbar ist, aber, dass sich für die meisten Probleme spontan Lösungen finden lassen und dass Glück und die richtigen Begegnungen dazugehören.

Ich denke, dass in unserer heutigen Zeit, in der Abschottung und Angst gegenüber dem Fremden zunehmen, diese Erfahrungen und Offenheit mit zu den wichtigsten Qualitäten eines (jungen) Menschen gehören.

Bucht von Kotor_Montenegro

Gibt es etwas, das du in deinem Leben vermisst?

Die Finanzen sind immer ein Thema. Das Leben mit Kind wird teurer, je älter er wird. Da überlege ich, was ich auf dem Markt noch anbieten kann. Ansonsten geht es mir gut. Ich bin in meinem Leben da angekommen, wo ich hin wollte. Ich habe ein tolles Kind, wunderbare Freunde, meinen Vater, liebe meine Arbeit und kann dank Internet in meinem Bus am Meer sitzen und von dort unterrichten.

Fühlst du dich nicht manchmal einsam, wenn ihr beiden so viel allein seid?

Nein. Alleinerziehend zu sein, ist für mich nicht schlimm. Ich muss mich mit niemanden abstimmen und bin es mein ganzes Leben lang gewohnt, auf eigenen Füßen zu stehen.

Wo siehst du dich und Nicolai in zehn oder 20 Jahren?

Im September 2019 kommt Nicolai in die Schule. Dann wird es mit dem Reisen schwieriger. Deutschland ist eines der wenigen Länder mit einer so rigiden Schulpflicht. Wenn uns das zu eng wird, können wir immer noch auswandern, und ich kann Nico dann zu Hause oder unterwegs selbst unterrichten. So lange mein Vater noch lebt, wollen wir gerne hier bleiben, aber in der fernen Zukunft, wer weiß?

Georgien_Blick ins Tal