Icking – Weltenbummlerin unterrichtet aus der Ferne
Artikel im Münchner Merkur
Der folgende Text erschien am 19.November 2020 im Münchner Merkur:
von Bettina Sewald
Aktualisiert:
PÄDAGOGIN AUS ICKING HAT ÜBER 100 LÄNDER BEREIST
Weltenbummlerin unterrichtet aus der Ferne
Nina Buschmann ist Lehrerin. Ihr Klassenzimmer war schon immer das Worldwideweb. Sie unterrichtet von daheim in Icking aus, aber auch von anderen Orten rund um den Globus.
- Die Ickingerin Nina Buschmann reist seit vielen Jahren rund um den Globus
- Auch die Geburt ihres Sohnes Nicolai änderte nichts daran – er geht mit auf Reisen
- Die Schüler der Lehrerin sind international verstreut, unterrichtet wird über das Internet
Icking – Was für viele ein „No-go“ ist, nämlich Unterricht per PC statt in einem realen Raum, das praktiziert die Ickingerin Nina Buschmann seit vielen Jahren rund um den Globus. Denn nicht nur ihre Schüler sind international verstreut. Die 43-Jährige ist am liebsten selbst mit ihrem Bus unterwegs und hält ihren Unterricht via Laptop aus der Ferne: „Ich war schon als Kind gerne mit meinen Eltern auf Entdeckungstour und habe inzwischen über 100 Länder bereist.“ Davon erzählt ein Beitrag der ZDF Serie „37 Grad“ mit dem Titel „Homeoffice am Strand“, der in der ZDF-Mediathek zu finden ist.
Mit dem Filius über 60 Länder bereist
An Buschmanns Reiselust änderte auch die Geburt von Sohn Nicolai, inzwischen sieben Jahre alt, erstmal nichts. Schon als Baby begleitete er seine Mama auf zahlreiche Reisen. Sie tourten durch Myanmar, Aserbaidschan, Algerien, Kuwait und kreuz und quer durch Europa. Insgesamt hat sie mit dem Filius über 60 Länder bereist. Unterricht gab’s für Buschmanns Studenten schon aus den Bergen, vom Strand oder aus Nationalparks. Selten vom Straßenrand und noch seltener von Autobahn-Raststätten – das sei, wenn überhaupt, eine Notlösung. „Meine Schüler wissen alle, dass ich unterwegs bin“, verrät die reisefreudige Pädagogin im Gespräch mit unserer Zeitung. Wert legt sie auf ruhige und sichere Plätze in schöner Umgebung. Den Weg weisen Freunde oder die verschiedenen Apps, die ihr wertvolle Ratgeber geworden sind. Zu jeder Reise gibt es ein Fotoalbum, um die unzähligen Bilder zu verarbeiten. Auch zwei Bücher hat die 43-Jährige bereits veröffentlicht.
Sohn Nicolai ist immer wieder Mittelpunkt der Fotos. Die passionierte Mutter ist sich sicher: „Er liebt das Reisen genauso wie ich“. Und wenn sie unterrichtet? „Dann hört er Hörbücher oder spielt mit Lego“, erzählt Buschmann. „Selbst wenn er mal in die Kamera schaut, ist das kein Problem. Die Schüler wissen alle, dass ich ein Kind habe.“ Außerdem sei Nicolai ein absolut unkompliziertes und ruhiges Kind, das sich zu beschäftigen wisse. Auch die Technik lasse sie selten im Stich: „Ich habe mit einem eigenen Router mein eigenes Internet dabei.“ Nur manchmal hapere es mit dem Netz, in das sie sich, trotz aller Unabhängigkeit, einwählen muss. Aber auch das sei kein Problem: „Ich habe ja keine Schüler, die am nächsten Tag Abiturprüfung schreiben.“
Auf dem Landweg bis nach Indien
Die weiteste Reise unternahm Nina Buschmann bereits vor Nicolais Geburt – und ohne Bus. Sie reiste vom Ickinger S-Bahnhof aus auf dem Landweg bis nach Indien und war für sechs Monate unterwegs – ohne Rückreiseticket, aber mit einer gesunden Portion Vorbereitung und Vorsicht. „Natürlich musste ich mich rechtzeitig um Visa kümmern, und jede Reise birgt auch ein gewisses Risiko“, sagt die 43-Jährige Sie habe schon einige „wirklich besch… Situationen“ erlebt, deutet sie an, ohne Beispiele nennen zu wollen. „Letztendlich sind alle Situationen gut ausgegangen, und es gab schlussendlich immer jemanden, der mich gerettet hat“, fasst sie ihre bisherigen Abenteuer zusammen.
Zwangspause nicht nur wegen Corona
Nachdem Sohn Nicolai im vergangenen Sommer eingeschult wurde, wohnen Nina und Nicolai bei Papa beziehungsweise Opa Dieter Buschmann. Die Möglichkeiten auf Reisen zu gehen, sind seither auf die Ferienzeiten beschränkt. „Aber der Bus steht vor der Tür, und allein das Gefühl, wir könnten sofort losziehen, ist für mich ein Stückchen Freiheit“, formuliert Nina Buschmann ihr immanentes Fernweh.
Eigentlich hatte sie auch in den Herbstferien eine kleine Reise geplant, doch bei einem Rundgang um den Bus zog sie sich einen Bruch am Sprunggelenk zu. Jetzt ist sie, unabhängig von den Einschränkungen des „Lockdown light“, erstmal ausgebremst. Ob sie in den Weihnachtsferien in die Ferne schweifen kann, steht noch in den Sternen. Und auch, wie es danach weitergeht. „In der Werkstatt hat man mir leider gesagt, dass der TÜV für den Bus sicher nicht mehr verlängert wird.“
Das scheint vorerst das Ende ihrer Fernreisen zu ein. „Keine Ahnung, wie es weitergeht. Unser Bus ist so perfekt für uns eingerichtet, aber er ist einfach in die Jahre gekommen und ziemlich durchgerostet“, sagt Nina Buschmann. Trotzdem könne und wolle sie nicht für zigtausend Euro ein neues geräumiges Gefährt kaufen. Sie hätte nichts dagegen, wenn sich auch diesmal jemand finde, der sie aus einer prekären Lage rettet.